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Unterstützung für Frauen in Not – Frauenhäuser in Teltow-Fläming

Im Land Brandenburg gibt es 21 Frauenhäuser. Die Zahl der dort aufgenomme­nen Frauen steigt seit fünf Jahren und in Zeiten der Pandemie nimmt die häusliche Gewalt deutlich zu.

Um sich ein Bild von der Situation der Frauenhäuser zu machen, beraumte Landtagsabgeordneter Helmut Barthel ein Zusammentreffen im Rathaus Ludwigsfelde an. Dort konnte ich mich zusammen mit Dietlind Biesterfeld und dem Ludwigsfelder Bürgermeister informieren und dem Träger, Tim Hoffmann vom Strausberger Bildungs- und Sozialwerk e.V. und der Koordinatorin der Häuser, Petra Nadine Sommer, Fragen stellen.

Der Landkreis Teltow-Fläming verfügt über zwei Frauenhäuser, die Platz für insgesamt 12 Frauen und 21 Kinder bieten. Die Häuser bieten Schutz bei Gewalt an Frauen und ihren Kindern. Sie sind rund um die Uhr an jedem Wochentag für Notaufnahmen telefonisch über einen Frauennotruf erreichbar und leisten Notversorgung und Notseelsorge. Die Mitarbeiter*innen bemühen sich darum, mit den Betroffenen Lebensperspektiven zu entwickeln, begleiten sie bei Behördengängen – auch nach ihrem Aufenthalt.

Mehrheitlich werden Frauen aus TF aufgenommen, aber auch aus Berlin, Potsdam-Mittelmark, dem restlichen Brandenburg und anderen Bundesländern. Die wenigsten Frauen bleiben dort länger als 180 Tage, häufig sind es nur kurze Aufenthalte. Die Frauen müssen für sich und ihre Kinder ein tägliches Nutzungsentgelt entrichten. 

Weil jede zweite betroffene Frau mindestens ein Kind mitbringt, manchmal sogar drei oder mehr Kinder, reichen die Plätze nicht aus. Koordinatorin Petra Nadine Sommer erklärte, dass es laut der Istanbul-Konvention, die 2018 in Kraft trat, ausreichend Schutzunterkünfte geben müsste, die zudem leicht zugänglich seien. Da die Konvention von einem Zimmer pro 10.000 Einwohner ausgeht, müsste Teltow-Fläming theoretisch über 17 Familienzimmer verfügen; in der Realität gebe es aber nur sechs nicht barrierefreie Familienzimmer. 

Die Frauenhäuser werden zum größten Teil vom Land Brandenburg und dem Landkreis TF finanziert, aber auch durch kommunale Zuschüsse, Nutzungsentgelte und Spenden. Kommunale Zuschüsse können sich zum Beispiel in der mietfreien Überlassung der Räumlichkeiten niederschlagen. Bürgermeister Andreas Igel merkte an, dass viele Gemeinden nicht in der Lage seien, sich an der Finanzierung der Frauenhäuser zu beteiligen. Da Nutzungsentgelte nicht vorhersehbar seien, dürften sie nicht in die Finanzierung einbezogen werden.

Durch zwei Standorte entstehen in TF doppelte Personal- und Sachkosten und der hohe Durchlauf verursacht hohe Betriebs- und Inventarkosten. Wünschenswert von Seiten des Trägers ist eine Gesamtfinanzierung durch das Bundesland, wie es z.B. in Schleswig-Holstein der Fall ist. 

Tim Hoffmann verwies darauf, dass in der Finanzierung einige Leistungen nicht enthalten seien wie Kinderbetreuung, Objekt- und Wachschutz und die Bereitstellung einer Quarantänewohnung nicht nur bei Corona, sondern auch bei Kinderkrankheiten. Die fehlende Ersatzwohnung habe dazu geführt, dass über eines der beiden Häuser eine dreiwöchige Quarantäne verhängt werden musste, nachdem sich die Bewohnerinnen untereinander mit Covid-19 angesteckt hatten.

Mir ist es ein Anliegen, dass die Kinderbetreuung finanziert werden muss; wünschenswert ist generell eine noch höhere Beteiligung des Landkreises. Dafür werden sich Dietlind Biesterfeld und Helmut Barthel einsetzen und auch für den Fortbestand beider Einrichtungen im Sinne der Frauen, die ihre Region aus beruflichen oder anderen Gründen nicht verlassen können. 

v.l.n.r. Dr. Gabriele Bergner, Helmut Barthel, Dietlind Biesterfeld, Sylvia Lehmann, Monika Müller