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Im Gedenken an Dr. Rudolf Breitscheid

Dr. Rudolf Breitscheid (1874-1944)

Heute vor 78 Jahren, am 24. August 1944, starb Dr. Rudolf Breitscheid mit 69 Jahren im KZ Buchenwald.

Hinter ihm lag ein Leben, das er der Demokratisierung von Politik gewidmet hatte. Im Kaiserreich zunächst in bürgerlichen Parteien aktiv, wandte er sich 1912 der SPD zu. Im Ersten Weltkrieg schloss er sich 1917 den Unabhängigen Sozialdemokraten an. In der Revolutionszeit war er von November 1918 bis Januar 1919 preußischer Minister des Innern. Seit 1920 war er Mitglied im Reichstag und einer der Politiker, die 1922 durch die Wiedervereinigung beider Parteien wieder zur Mehrheits-SPD zurückkehrten. Im Reichstag erwarb er sich Anerkennung als führender Sprecher seiner Fraktion in außenpolitischen Fragen. Der Weg, das Ansehen Deutschlands nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg wiederherzustellen und Stabilität in Europa zu sichern, führte für ihn über die Verständigung mit den Nachbarstaaten. Seine Auffassung von Friedenspolitik war unvereinbar mit den Vorstellungen der Nationalsozialisten, denen er im Reichstag oft in Redeschlachten entgegentrat. Er wohnte zuletzt Haberlandstraße 5 im Berliner Bezirk Schöneberg; im gleichen Haus lebte auch Professor Albert Einstein. Der Machtantritt seiner politischen Gegner 1933 zwang Dr. Rudolf Breitscheid wie auch Einstein und Tausende weiterer Menschen zur Emigration. In Frankreich geriet er nach der deutschen Besetzung des Landes 1940 in Haft, aus der es für ihn kein Entkommen mehr gab. Anders als vielen Partei- und Leidensgenossen in deutschen Lagern, wie Kurt Schumacher, Paul Löbe und anderen, blieb es ihm versagt, das Kriegsende mitzuerleben und an der demokratischen Zukunft Deutschlands mitzuwirken.

Sein vorbildhaftes Eintreten für den demokratischen Rechtsstaat, gegen Rechtspopulismus und Faschismus dürfen nicht in Vergessenheit geraten.