Der erste Tag führte uns nach Lincoln, etwa 200 km von London entfernt. Im Lincoln Institute for Agri-Food informierten wir uns über regionale Wirtschaftsprojekte im Bereich der Landwirtschaft und über die aktuelle Agrarforschung.
Das Institut bietet nicht nur akademische Ausbildung an. Landwirt*innen können hier auch Weiterbildungsangebote wahrnehmen.
Der Forschungsschwerpunkt liegt bei der nachhaltigen Ernährung, Energie und Robotik. Künstliche Intelligenz (KI) spielt natürlich auch eine wichtige Rolle, wobei man auf den ethischen Einsatz von KI setzt.
Aus Sicht der Wissenschaft ist die mehrheitliche Entscheidung der Engländer für den Brexit nicht gut. Überall fehlt es an Fachkräften, was heißt, dass u.a. 20% der Ernte nicht vom Feld geholt werden kann.
Das Institut pflegt gute Beziehungen zur Wissenschaftslandschaft nach Deutschland.
Anschließend schauten wir uns landwirtschaftliche Betriebe an und konnten mit Landwirt:innen ins Gespräch kommen. Wir gewannen einen Einblick in den Milchviehbereich, in die Schweinezucht und den Gemüseanbau. In allen Gesprächen wurde deutlich: der EU Austritt stellt die Landwirtschaft vor sehr große Herausforderungen.
Ein Tag mit vielen Terminen. Auf drei Themen möchte ich mich beschränken. Der Tag begann mit einem Frühstück beim Botschafter Miguel Berger. Dem folgte ein Gespräch mit dem Geschäftsführer der britischen Forstindustrie.
Nadelhölzer bilden den Schwerpunkt des britischen Waldes und 75 % des Waldes befinden sich in Privatbesitz. Die bisherige Waldbewirtschaftung diente der Gewinnung von Bauholz. Auch in Großbritannien sind Klimawandel und Waldumbau große Herausforderungen.
Weitere Themen waren an diesem Tag Pflanzenschutz und Lebensmittelsicherheit. Mit dem Austritt Englands aus der EU übernimmt die zuständige Behörde selbst die Regulierung und Überwachung dieser Themengebiete. Trotz des Brexits lehnt sie sich hierbei aber an EU-Regeln an. Die Bewertungen nimmt dann die Behörde vor, dabei wird das Parlament nicht eingebunden. In Deutschland ist das Vorgehen ähnlich.
Interessant war der Austausch über ein breit angelegtes Kochprogramm. Mit Unterstützung des bekannten Starkochs Jamie Oliver will man bis 2030 eine Millionen Menschen das Kochen beibringen, hierbei gibt es für Schulen nochmal gesonderte Programme. Ein sehr interessanter Ansatz. Auch Tag 2 war sehr informativ und interessant.
Ausschussreise „Ernährung und Landwirtschaft“ London: dritter und letzter Tag.
Dieser Tag führte uns ins Landwirtschaftsministerium. Hier arbeitet man intensiv daran Großbritannien aus der EU herauszuführen. Dabei setzt man auf Innovation und Effektivität der Landwirtschaft, um Lebensmittel resilienter zu machen.
In England gibt es einen gesellschaftlichen Konsens gegen den Klimawandel anzukämpfen.
Danach trafen wir uns mit der britischen Labour-Abgeordneten Stella Creasy. Seinerzeit noch als Oppositionspolitikerin hat sie sich stark gemacht für den Verbleib in der EU und hat gegen den Brexit gestimmt. Die Vorgängerregierung hat mit der Angst vor Europa gespielt und damit eine große Mehrheit für den Brexit gewonnen. Viele Britinnen und Briten wollen weiter mit der EU zusammenarbeiten. Heute lehnen 60% der Bevölkerung den Brexit ab. Stella Creasy trägt jetzt Verantwortung für die Regierung und sagt unumwunden „jetzt muss man des Beste draus machen“.
Mein Fazit: Großbritannien hält weiter an den Klimazielen fest und der Brexit ist eine sehr große Herausforderung für das Land. Die EU mag ein großer schwerfälliger und bürokratischer Apparat sein. Sie ist aber allemal effizienter als wenn jedes einzelne Land sich auf den Weg macht. Also, machen wir die EU stark!